
11.12.2020
Neues Heizkraftwerk soll Hausmüll aus gesamtem Kreis verbrennen
Die Müllverbrennungsanlage in Tornesch-Ahrenlohe ist bald selbst ein Fall für die Tonne. „Mit viel Glück können wir den Kessel noch sieben bis zehn Jahre fahren“, sagt Jens Ohde (59), Geschäftsführer der Gesellschaft für Abfallwirtschaft und Abfallbehandlung (GAB). Das Unternehmen will daher bis Ende 2025 oder Anfang 2026 ein neues Müllheizkraftwerk bauen und das alte danach abreißen.
Zwei Standorte werden ins Auge gefasst
Möglich sind zwei Standorte: zwischen der Bundesstraße 431 und der alten Anlage oder südöstlich von dieser. Ohde rechnet mit Kosten von 70 bis 80 Millionen Euro.
Müllgebühren sollen stabil bleiben
Die Vorstudien laufen seit 2018. Ergebnis: Eine Ertüchtigung lohnt sich nicht. Die Anlage läuft zwar zu 92 Prozent des Jahres zuverlässig an sieben Tagen pro Woche rund um die Uhr. Ohde rechnet aber damit, dass der Bund spätestens 2022 neue Grenzwerte für den Schadstoffausstoß vorgibt. „Diese Werte wird die Anlage nicht einhalten können“, sagt er. Zudem verschlingt die Instandhaltung pro Jahr rund vier Millionen Euro – Tendenz steigend. Eine Senkung dieser Kosten soll verhindern, dass die Müllgebühren steigen.
Planung und Genehmigungsverfahren soll zwei Jahre dauern
Ein Gutachter hat dem Kreis Pinneberg einen Neubau empfohlen. Der Kreistag hat zugestimmt. Auf eine europaweite Ausschreibung hin bewarben sich vier Unternehmen für die Planung. Einer der Kandidaten soll im Januar den Zuschlag erhalten. Die Planungen und das Genehmigungsverfahren sollen bis Mitte oder Ende 2022 laufen. Dann erst fällt die Entscheidung, ob die GAB tatsächlich in das Projekt investiert.
Kapazität soll von 88.000 auf 130.000 Tonnen pro Jahr steigen
Der Kreistag schloss sich der Gutachterempfehlung an, die Kapazität von jährlich 88.000 auf 130.000 Tonnen Hausmüll zu erweitern. Das entspricht in etwa dem Müllaufkommen im Kreis Pinneberg von jährlich 135.000 Tonnen. „Wir wollen alles, was hier an Müll anfällt, auch hier verarbeiten“, sagt Ohde. Dadurch steige der Umsatz und sinke der Transportverkehr. Zurzeit wird überschüssiger Müll nach Glückstadt, Hamburg, Neumünster und Bremerhaven gebracht.
Ziel: energetisch und klimatechnisch besser werden
„Wir wollen energetisch, klimatechnisch und von der Umweltbelastung her besser werden“, sagt Ohde. Mit einer Tonne Abfall soll mehr Wärme und Strom als bisher erzeugt werden. Die GAB versorgt bereits rund ein Drittel der Stadt Pinneberg mit Fernwärme. Es laufen Gespräche, auch Gewerbegebiete in Kummerfeld und Pinneberg sowie die Erweiterung des Business-Parks Tornesch anzuschließen. Zudem will die GAB mehr Strom als jetzt verkaufen. Zurzeit erzeugt sie pro Jahr 25.000 Megawatt Strom, verbraucht 15.000 Megawatt selbst und bietet den Rest an der Börse an.
(Von Jan-Hendrik Frank)