Kreise Pinneberg/Steinburg (jhf) Die Umstellung von G8 auf G9 stellt die Gymnasien seit Jahren vor ein Problem: Wenn Schüler des letzten G8-Jahrgangs nicht versetzt werden, können sie nicht ein Jahr wiederholen. Sie müssen entweder zwei Jahrgänge zurückgehen oder die Schule wechseln. Ab August bietet das Land für die Betroffenen erstmals Auffangbecken an. Das bestätigte Martin Balasus, CDU-Landtagsabgeordneter und bildungspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, auf Anfrage der Holsteiner Allgemeinen.
G9 wurde 2019 wieder eingeführt
Wie kommt es zu dem Problem? 2008 führte das Land das Abitur nach acht Jahren (G8) ein, kehrte 2019 aber wieder zu dem Bildungsgang G9 zurück. Dieser wurde für die Jahrgänge 5 und 6 gleichzeitig eingeführt. Die damaligen Sechstklässler haben inzwischen die 9. Klasse abgeschlossen.
Ein Jahr keine Einführungsphase
Innerhalb des G8-Systems wären sie nun in die Einführungsphase versetzt worden. Da sie aber G9-Schüler sind, steigen sie im August zunächst in Klasse 10 und erst ein Jahr später in die Einführungsphase ein. Daher gibt es ab August ein Jahr keine Einführungsgangsphase.
Problem besteht auch für Schüler, die aus dem Ausland oder von Gemeinschaftsschulen an Gymnasien wechseln wollen
Für die um ein Jahr älteren Schüler des letzten G8-Jahrgangs entsteht dadurch das Problem, dass sie das Jahr nicht wiederholen können. Sie müssen entweder die Klasse 10 der G9-Schüler besuchen und würden das Abitur damit zwei Jahre später als ihre Altersgenossen machen. Oder sie wechseln an berufliche Schulen, an Gemeinschaftsschulen mit Oberstufe oder an Gymnasien, die stets bei dem Modell G9 blieben. Vor derselben Herausforderung stehen Schüler von Gemeinschaftsschulen ohne Oberstufe oder aus dem Ausland, die zum Gymnasium wechseln wollen, aber keine Eingangsphase vorfinden.
Zusatzjahrgang soll drei Jahre laufen
Dieses Problem besteht, seit es den letzten G8-Jahrgang gibt. Jedes Jahr baten die Schulen das Land um Abhilfe. Jetzt hat es reagiert. Das Bildungsministerium wählte anhand eines Kriterienkatalogs Gymnasien aus, die jeweils eine neue Einführungsphase bilden, und stattet sie mit Lehrerstunden aus. Der zusätzliche Jahrgang dient als Auffangbecken für die letzten G8-Jahrgänge mehrerer Gymnasien. Im Kreis Pinneberg sollen die Bismarckschule in Elmshorn und die Theodor-Heuss-Schule (THS) diese Angebote schaffen, die für drei Jahre bis zum Abitur laufen sollen.
Erwartet werden maximal zehn Schüler pro Schule
Beide Schulen rechnen derzeit jeweils mit maximal zehn Schülern. Die Planung ist schwierig: Wer nicht versetzt wird, steht erst seit den Zeugniskonferenzen fest. Die betroffenen Schüler überlegen sich jetzt, welchen Weg sie einschlagen. „Wir sind täglich im Gespräch mit Interessenten“, sagt Robert Lucke, Oberstufenleiter der Theodor-Heuss-Schule. Bis Dienstag, 11. Juli 2023, will er „die definitive Anzahl“ der Schüler zusammentragen und nach Kiel melden. „Wir brauchen die Aussage vom Ministerium, dass wir loslegen sollen.“
Kompromisse notwendig
Wer sich für den neuen E-Jahrgang entscheidet, muss sich allerdings auf Kompromisse einstellen: Die THS wird in der neuen Einführungsphase nur einen naturwissenschaftliches Profil mit Biologie als Profilfach einrichten, die Bismarckschule möglicherweise ein naturwissenschaftliches und ein gesellschaftspolitisches Profil. An beiden Schulen wird im E-Jahrgang Spanisch für Anfänger Pflicht, damit die Schüler in der Oberstufe die geforderte zweite Fremdsprache belegen können. „Schulen und Schulaufsichten beraten die Betroffenen“, sagt CDU-Landtagsabgeordneter Martin Balasus. Es ist aber nicht ausgeschlossen, dass Schüler sich kurzfristig noch für andere Schulen entscheiden.
Eine teure Lösung
Peer-Olaf Reich, Leiter der Bismarckschule, bewertet die Einführung des neuen Jahrgangs: „Für einzelne Schüler ist es eine Belastung. Für die Schule ist es eine Herausforderung, das zu organisieren.“ Für das Land sei das Angebot teuer. Trotz aller Unsicherheiten bei der Einrichtung des zusätzlichen Jahrgangs betont er: „Wir planen fest damit.“