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Nach dem Blitzeinschlag in Moorrege: „Wir wollen das Haus wieder aufbauen“

Betroffene Familien danken ihren Helfern und hoffen auf einen Neustart

Halten zusammen: Matthias Kraemer (von rechts), Christine Lehmitz, Ute May mit ihrem Hund Fiete, Melanie, Oliver und Emma Seeliger stehen vor den verkohlten Resten ihres geliebten Zuhauses in Moorrege am Deichweg. Bürgermeister Wolfgang Balasus organisiert Hilfen für die Familien. (Foto: Frank)

Moorrege (jhf) Es regnet auf die Brandruine, doch der Geruch von verschmorten Baustoffen, verkohltem Holz und verglimmtem Reet hält sich trotzdem in der Luft. „Den Geruch kriegt man nicht raus. Das Auto, die Schuhe, das Handy – es stinkt alles“, stellt Christine Lehmitz fest. Sie hat Kleidung aus den Überresten ihres zerstörten Zuhauses gezogen und gewaschen – vergeblich. „Das kann man gleich in Tüten packen und wegwerfen.“

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Eine gute Hausgemeinschaft

Ein Blitz schlug am 10. Juli gegen 8.15 Uhr in ein etwa 300 Jahre altes Reetdachhaus in Moorrege am Deichweg in der Nähe der Klevendeicher Drehbrücke ein. 230 Einsatzkräfte der Feuerwehr verhinderten einen Übergriff der Flammen auf Nachbargebäude. Das Reetdachhaus aber brannte ab. Oliver (50) und seine Frau  Melanie Seeliger (44) hatten es vor drei Jahren gekauft. Sie lebten darin zusammen mit ihrer Tochter Emma, ihren Mietern Ute May, Christine Lehmitz und Matthias Kraemer in guter Hausgemeinschaft.

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"Die Vergangenheit ist gelöscht"

Liebevoll restaurierten sie das Gebäude. „Es war gerade fertig“, berichtet Lehmitz. Am 10. Juli sollten noch neue Fenster eingebaut werden. An dem Tag vernichtete das Feuer fast alles. „Die Vergangenheit ist gelöscht“, sagt Kraemer. Er hielt sich im Obergeschoss auf, als der Blitz in die Nachbarwohnung einschlug. „Zwei Meter neben mir ist er reingegangen. Es hat so dermaßen geknallt.“ Er lief auf die Straße, sah Rauch, rief die Feuerwehr, schnappte sich Schlüssel, Handy und Versicherungsdokumente und rettete sich zusammen mit seiner Partnerin Christine Lehmitz ins Freie.

"Das Leben ist weg"

Oliver Seeliger saß in einer Baubesprechung, als sein Telefon klingelte. „Die haben mich angerufen: ,Dein Haus brennt.‘ Ich dachte, die wollen mich veräppeln.“ Als er eine Stunde später in den Deichweg einbog, sah er unzählige Einsatzfahrzeuge, Feuerwehrkräfte und sein brennendes Haus. „Man ist machtlos und sieht zu. Ich hatte nur noch, was ich am Leibe trug. Das Leben ist weg.“ Melanie Seeliger erinnert sich, wie sie sich fühlte: „leer, ohnmächtig“. Oliver Seeliger: „Man hat nur noch funktioniert.“ Lehmitz: „Man ist wie in einer Wolke.“ Sie könne nun nachempfinden, wie es Geflüchteten gehe.

Pläne schmieden unter dem Carport

Der Brand verschonte nur das Carport, unter dem die Familien seither sortieren, was übrig blieb. Sie übernachten bei Freunden. Oliver Seeliger blickt vorwärts: „Unser Ziel ist es, das Haus wieder aufzubauen.“ Unklar sei, wie ihm die Versicherung und Bauvorschriften dabei in die Karten spielen.

Hilfsangebote trösten

In alle Bestürzung und Trauer mischt sich Dankbarkeit: Der Einsatz der 230 Feuerwehrleute, die Hilfe der Nachbarn, die die Brandschützer mit Getränken und Süßigkeiten versorgten, der Spendenaufruf von Bürgermeister Wolfgang Balasus und viele Hilfsangebote aus der Bevölkerung berühren die Familien. „Wir sind total überwältig. Das tröstet uns wirklich. Bei aller Traurigkeit gibt das einem Kraft und Zuversicht“, betont Melanie Seeliger.

Was jetzt hilft

Die betroffenen Familien zeigen sich dankbar für Hilfsangebote. Sachspenden können sie zurzeit aber nicht gebrauchen, weil sie keinen Platz haben, um Möbel oder Küchengeräte unterzustellen. Geldspenden helfen jedoch weiter. Bürgermeister Wolfgang Balasus richtete daher eine Spendenkampagne unter www.gofundme.com ein.

Wolfgang Balasus dankt den Bürgern

Bürgermeister Wolfgang Balasus wendet sich mit diesen Worten an seine Mitbürger:

„Wir neigen dazu, den Erfolg eher als nach der Höhe der Gehälter oder nach der Größe unserer Autos zu bestimmen als nach dem Grad unserer Hilfsbereitschaft und dem Maß unserer Menschlichkeit.“ Diese Erkenntnis von Martin Luther King stammt noch aus einer Zeit, in der es noch keine SUVs gab. Aber sie ist heute vielleicht aktueller denn je. Bei unserer Spendenaktion zur Unterstützung der drei Familien, die beim Großfeuer in Klevendeich alles verloren haben, wurde die Hilfsbereitschaft und die Menschlichkeit so vieler Menschen eindrucksvoll unter Beweis gestellt.

Egal wie groß die Beträge sind, die gespendet wurden, jede Summe hilft, die akute Not der betroffenen Familien zu lindern. Zusammen sind in 3 Tagen über 27.000 € eingetroffen. Das hätte ich vorher nicht zu hoffen gewagt! Es ist einfach überwältigend, diese Welle von Hilfsbereitschaft bei uns zu erleben. Im Namen der betroffenen Klevendeicher Familien und im Namen der Gemeinde Moorrege sage ich herzlichen Dank allen Spendern, die in so beeindruckender Weise sowohl ihr Herz als auch ihr Portemonnaie geöffnet haben. Mit bestem Gruß, Wolfgang Balasus, Bürgermeister der Gemeinde Moorrege

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