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Elmshorner ungeduldig: Wo bleibt der Briefträger?

Deutsche Post räumt Personalprobleme ein

Viele Bürger in Elmshorn und Umgebung sehnen sich danach, dass sich in ihren Straßen mal wieder ein Briefträger zeigt. (Symbolfoto: Pixabay)

Elmshorn (jhf) Leere Blicke in leere Briefkästen: Zahlreiche Bürger in Elmshorn und Umgebung warteten während der vergangenen Wochen teils verzweifelt auf ihre Post. In verschiedenen Teilen der Stadt, aber auch in Kölln-Reisiek und Bokholt-Hanredder kamen Sendungen nicht an. Die Verzögerung stellte Bürger vor allem bei Post von Ärzten und Ämtern vor Probleme.

E-Mail ist aus Datenschutzgründen keine Alternative

Monika Pohl aus dem Heinrich-von-Bretano-Weg, der vom Adenauerdamm abzweigt, erhielt etwa zehn Tage keine Briefe. Der Druck war groß: „Ich warte auf Arztberichte aus dem UKE.“ Dabei ist die Elmshornerin auf die Briefpost angewiesen. Das Universitätsklinikum Eppendorf verschicke diese wichtigen Unterlagen aus Datenschutzgründen nicht per E-Mail. Nach einer Anfrage der Holsteiner Allgemeine bei der Pressestelle der Deutschen Post wurde ihr am 1. Juli ein ganzer Stapel an Briefen ausgehändigt. Einige Sendungen trugen ein Datum von Anfang Juni.

Apotheken-Sendung kommt nicht an

Ein Anwohner des Gartenwegs in Elmshorn erhielt mindestens eine Woche keine Post. Eine Online-Apotheke informierte ihn per E-Mail, dass sie am 20. Juni eine Sendung abgeschickt habe. Doch diese war auch etwa zehn Tage später noch nicht eingetroffen.

Warten auf die TV-Zeitschrift 

Michael Neubert aus der Ahornallee in Kölln-Reisiek wartet seit zehn Tagen auf seinen Rentenbescheid und Post von einer Behörde. Dieter Braatz berichet, dass sein Briefkasten in der Köllner Chaussee in Elmshorn mehr als eine Woche leer blieb. "Es nützt ja nichts, wenn die Fernsehzeitschrift kommt, nachdem das Programm schon gelaufen ist", sagt er. Ein Anwohner der Stargarder Straße, die von der Eckermannstraße abzweigt, sagte, dass die Zustellung von Mittwoch, 18. Juni, bis Mittwoch, 24. Juni, ausblieb. Am Folgetag kam zwar ein ganzer Schwung an Sendungen, seither aber nichts mehr. Manfred Hintz aus dem Christa-Wehling-Weg berichtet, dass seine Ehefrau am 22. Juni Geburtstag hatte. Am 1. Juli erhielt sie vier Glückwunschkarten.

Bürger reichen Beschwerde bei der Bundesnetzagentur ein

Thomas Wrage schildert, dass ein Brief vom Elmshorner Rathaus bis in die Friedensallee zehn Tage brauchte. Ein Bürger schreibt, dass in den Straßen Kaltenhof und Hermlingweg seit etwa zwei Wochen keine Post mehr zugestellt wurde. Anwohner der Straße Am Deich am Ortsausgang Richtung Raa-Besenbek erhielten zuletzt am 24. Juni Post. Sandra Bock von der Wohneigentümergemeinschaft (WEG) Langelohe berichtet, dass höchstens einmal wöchentlich Post zugestellt werde. Da die Deutsche Post keine zufriedenstellende Auskunft gab, beschwerte sich die WEG bei der Bundesnetzagentur.

Zustellung erst nach Presse-Anfragen

Im Dehlerweg und in der Eckermannstraße, die in der Nähe des Koppeldamm liegen, stellte die Deutsche Post von Montag, 16. Juni, bis Mittwoch, 25. Juni, keine Sendungen zu. Nachdem die Holsteiner am Wochenende am 25. Juni deshalb bei der Deutschen Post angefragt hatte, erhielt Anwohnerin Jutta Dietrich einen Tag später gleich einen großen Stapel an Briefen und Zeitschriften. Dasselbe Phänomen erlebte Edwin Henkelmann aus der Hinterstraße (bei famila). Er bekam seit 16. Juni keine Post. „Ich warte dringend auf Arztbriefe. Furchtbar!“ Am 1. Juli wurden ihm wieder Sendungen zugestellt - nach einer Anfrage der Holsteiner Allgemeinen bei der Deutschen Post.

Lawine der Kritik

Die Holsteiner am Wochenende fragte wegen der ausbleibenden Briefzustellung in Elmshorn erstmals am Mittwoch, 25. Juni, bei der Pressestelle der Deutschen Post an. Sprecher Tobias Buchwald aus Hamburg versicherte daraufhin: „Wir stellen im gesamten Stadtgebiet von Elmshorn an sechs Tagen die Woche zu.“ Das neue Postgesetz räume den Postboten und Postbotinnen aber seit 2025 mehr Zeit als bisher ein.
Der Bericht der Holsteiner am Wochenende über das Problem löste eine Lawine der Kritik aus. Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger meldeten sich in unserer Redaktion per E-Mail oder Telefon und schilderten, dass sie ebenfalls seit ein oder zwei Wochen keine Briefe mehr erhalten.

Deutsche Post: Personalprobleme

Die Holsteiner Allgemeine hakte daraufhin am Montag nochmals bei der Deutschen Post an und konfrontierte sie diesmal mit den Straßenzügen, in denen schon lange kein Briefträger mehr gesehen wurde. Daraufhin räumte Sprecher Buchwald ein: „In Elmshorn hatten wir in den vergangenen Wochen in einzelnen Bereichen mit einer angespannten Personalsituation zu tun. Um dem entgegenzuwirken, haben wir bereits zusätzliches Personal eingestellt, das nun nach und nach eingearbeitet wird.“

Bürger finden keine Ansprechpartner

Viele Betroffene berichten, dass sie keine Telefonnummer finden, unter der sie sich bei der Deutschen Post beschweren und nach der Ursache des Problems erkundigen können. Die Redaktion der Holsteiner Allgemeine recherchierte daraufhin. Ergebnis: Es ist möglich, auf www.deutschepost.de mit drei Klicks eine Hotline zu finden: im Menü auf „Hilfe & Kontakt“ klicken, dann auf „Preise & Produkte“, dann ganz nach unten scrollen, dann auf „Erfahren Sie mehr“ klicken. Daraufhin wird der „Kontakt zum Kundenservice von Deutsche Post“ mit der Nummer 0228 4333112 angezeigt. 

Neues Postgesetz räumt Briefträgern mehr Zeit ein

Postsprecher Tobias Buchwald aus Hamburg gibt zu der Problematik zwei Punkte zu bedenken: Erstens gelte seit Anfang 2025 ein neues Postgesetz. „Entsprechend haben wir mehr Zeit für die Zustellung“, so Buchwald. Laut Paragraf 18 des Postgesetzes müssen Versanddienstleister im Jahresdurchschnitt mindestens 95 Prozent der Briefe sowie Pakete am 3. Tag und 99 Prozent am 4. Tag nach der Einlieferung zustellen. Warensendungen, Bücher, Zeitungen und Zeitschriften sollen „im Rahmen des betrieblich Zumutbaren“ befördert werden. Gleichzeitig gilt aber: „Täglich und wöchentlich erscheinende Zeitungen und Zeitschriften sollen in der Regel am Erscheinungstag zugestellt werden.“

Dienstleister sieht Verantwortung beim Absender

Zweitens sieht der Postsprecher auch eine Verantwortung beim Absender: „Der Absender entscheidet mit der Wahl seines Produktes auch über die Laufzeit.“ Die meisten Briefe würden heutzutage von (ge)werblichen Absendern verschickt. „Diese nutzen oft die so genannte ,Dialogpost‘. Wählt der Absender dieses kostengünstigere Brief-Produkt, ist er laut unserer Allgemeinen Geschäftsbedingungen damit einverstanden, dass die Sendung innerhalb von vier Tagen oder zu seinem Wunschtermin zugestellt werden darf. Wenn mehrere Dialogpost-Sendungen für denselben Empfänger vorliegen, dürfen wir diese dann innerhalb der 4-Tages-Frist gebündelt ausliefern“, erläutert Buchwald.

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