Elmshorn (jhf) Sie ist völlig am Ende. Drei Wochen irrte Nedelja voller Angst durch Elmshorn. Jeder Versuch, die zweijährige Mischlingshündin zu ergreifen, verschreckte sie. Doch den ehrenamtlichen Rettern des Vereins K-9 Tiersuche Nord gelang es mit viel Ausdauer und Expertise, den kleinen Ausbrecher am Sonnabend, 27. Juli, auf dem evangelischen Friedhof einzufangen. Halterin Miriam Schiburr zeigt sich erleichtert: „Ich habe nicht gedacht, dass es so schwierig wird.“
Aus Bulgarien importiert
Die 51-jährige Elmshornerin hatte Nedelja aus Bulgarien importiert und in der Nacht zum 7. Juli in Hamburg entgegengenommen. Doch bei der Ankunft in der Krückaustadt wand sich Nedelja aus ihrem fest angelegten Halsband. Vor Schiburrs Haustür am Drosselkamp lief die weiße Hündin weg. Kurz darauf wurde sie angefahren. Wie ein Phantom tauchte sie in den folgenden Wochen immer wieder auf.
Zahlreiche Menschen sahen Nedelja und meldeten sich. „Wir notieren die Sichtungen in Karten“, berichtet die K-9-Beraterin und Suchgruppenhelferin Andrea Chillon. Auf diese Weise wurde klar, dass sich Nedelja auf dem evangelischen Friedhof in Elmshorn aufhielt. Die Experten richteten eine mit Dosenfutter befüllte Futterstelle ein, die sie per Wildkamera überwachten. Mit Wurstwasser legten sie eine Spur. Nachdem sich Nedelja in der Nacht zu Sonnabend dort gezeigt hatte, holte ein K-9-Mitarbeiter aus Kaltenkirchen eine Lebendfalle und stellte diese am Sonnabend gegen
18 Uhr auf. Bereits um 19.15 Uhr hatten die Tierretter Nedelja gefasst.
"Unglaubliche Angst"
Ihre Halterin Schiburr schirmt die Hündin seither zu Hause ab. „Sie hat unglaubliche Angst. Sie ist so traumatisiert, so schreckhaft, dass ich nicht weiß, ob ich den Tierarzt kommen lasse.“ Die 51-Jährige rechnet damit, dass sehr viel Zeit vergehen wird, bevor sich Nedelja eingewöhnt hat. Am Montag führte Schiburr ein gut zweistündiges Online-Gespräch mit Daniela Hüther, einer Spezialistin für Angsthunde. „Wir müssen ganz kleine Schritte gehen.“
"Dieser Hund sollte zu mir"
Nedelja lebte in Bulgarien auf einem Hof. „Für sie war das Leben draußen normal. Sie war nie an der Leine.“ Als die K-9-Experten Schiburr die Hündin übergaben, fühlte diese sich ziemlich überfordert. Inzwischen sieht sie eine Herausforderung darin, Nedelja an das Leben in Deutschland zu gewöhnen.
Schiburr glaubt fest: „Dieser Hund sollte zu mir.“ Erste Erfolge einer gegenseitigen Annäherung seien bereits zu sehen: Am Dienstag setzte sich Nedelja auf Schiburrs Bett. „Sie ist wahrscheinlich schon entspannter, weil sie merkt, dass von mir keine Gefahr ausgeht.“ Die Elmshornerin hofft, dass Nedelja bald mehr frisst und zu Kräften kommt.