Kreis Pinneberg (em) Flashmob in Pinneberg: 35 Tänzer führten am 80. Jahrestag der Befreiung vom Nationalsozialismus vor der Drostei den Liberation Dance auf. Sie erinnerten damit an von den Nazis verfolgte Swing-Tänzer. Zuschauer ließen sich anstecken und tanzten spontan zum Song „Jeepers Creepers“ von Louis Armstrongs mit. Die Pinneberger knüpften an ähnliche Aktionen überall in Europa an, berichtete Kreissprecherin Katja Wohlers.
Zeitzeuge aus Quickborn Uwe Storjohann
Die Koordination des Flashmobs lag bei Lisa Ströer, der Referentin für Erinnerungskultur beim Kreis Pinneberg. In ihrer Gedenkrede zitierte sie Uwe Storjohann: „Bei den Swings habe ich gelernt, frei zu atmen, ohne in Angst zu leben.“ Uwe Storjohann war damals ein Teenager und lebte im Raum Quickborn und Hamburg. „Für Uwe Storjohann war Swing mehr als Musik“, sagte Lisa Ströer. „Es war ein Raum zum Durchatmen. Ein Moment von Freiheit inmitten von Kontrolle und Angst. Freiheit ist nie selbstverständlich. Aber sie wird spürbar – im Miteinander, im Mut, im Moment.“
Drei Schulen beteiligten sich
Im Kreis Pinneberg war die Teilnahme am Flashmob ein Kooperationsprojekt von drei Schulen aus dem Kreis – der Bismarckschule Elmshorn sowie den Beruflichen Schulen Elmshorn und Pinneberg – gemeinsam mit dem Kreis Pinneberg. Die Idee für den Flashmob kam aus Bremen und war Teil des Projekts „NS-Unrecht. Verfolgte Swing-Tänzer*innen und Jazzmusiker*innen in Nordwestdeutschland, Tschechien und Polen“, initiiert vom Bremer Bündnis für deutsch-tschechische Zusammenarbeit. Getanzt wurde unter anderem in Bremen, Hamburg, Aachen, Prag, Gdansk und Pinneberg. Das Ende des Zweiten Weltkriegs in Europa durch die bedingungslose Kapitulation der Deutschen Wehrmacht jährt sich am 8. Mai 2025 zum 80. Mal. An diesem Tag wird jedes Jahr der Befreiung vom Nationalsozialismus gedacht und an den verheerenden Krieg mit mehr als 60 Millionen Toten erinnert.
Jugendliche vor 80 Jahren: Großes Risiko
Das nationalsozialistische Regime verfolgte junge Jazz- und Swingbegeisterte in Deutschland und in den besetzten tschechischen und polnischen Gebieten. Swing und Gleichschritt – das passte nicht zusammen. Die Jugendlichen gingen manchmal ein großes Risiko ein, um ihrer Leidenschaft für Swing und Jazz nachzugehen. Sie wurden teils denunziert, verprügelt, festgenommen und manchmal auch zu Zwangsarbeit in Konzentrationslagern verurteilt.