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Land: Stürme führen zu historischen Pegelständen

Anhaltender Regen überflutet Flächen in Schleswig-Holstein

Das Kieler Umweltministerium veröffentlichte eine Karte, auf der die Pegelstände am 22. Februar 2022 um 9.22 Uhr zu sehen sind. Rote und violette Punkte zeigen sehr hohe Wasserstände an. (Grafik: Umweltministerium / www.pegelonline.wsv.de)

Kiel (em) Die anhaltenden Niederschläge Mitte Februar 2022 haben für starkes Hochwasser in Schleswig-Holstein gesorgt. Wie das Kieler Umweltministerium mitteilte, werden an mehr als zwei Drittel der Binnenpegel des Landes zurzeit Wasserstände verzeichnet, die über einem mittleren Hochwasser liegen. An mehreren Stellen wurden sogar die bisher aufgezeichneten Höchstwasserstände überschritten. Fast alle Regionen des Landes sind vom Hochwasser betroffen.

Umweltminister Albrecht dankt Einsatzkräften

„Die Situation ist ernst und die Lage vor Ort zum Teil sehr angespannt“, sagte Umweltminister Jan Philipp Albrecht: „Ich danke den Bürgerinnen und Bürgern für ihren umsichtigen Umgang mit der Situation und allen Einsatzkräften für ihre Arbeit unter schwierigen Bedingungen. Die aktuelle Entwicklung zeigt, wie wichtig ein funktionierendes Konzept zum Schutz vor Binnenhochwasser ist.“

Appell: Entwässerung muss nachhaltiger werden

Albrecht verwies auf die besonderen Herausforderungen für Schleswig-Holstein: „Gerade die zahlreichen Niederungen sind in Zeiten des Klimawandels stärker denn je von Starkregen und Hochwasser bedroht. Um sie als Lebens- und Wirtschaftsraum zu erhalten, muss künftig eine noch nachhaltigere, wasserwirtschaftlich sinnvolle und finanziell abgesicherte Entwässerung organisiert werden. Das ist eine Mammutaufgabe der Daseinsvorsorge.“ Das Land arbeite deshalb bereits an einer umfassenden Strategie für eine gute Perspektive der Niederungen.

Regenmenge aus 1,5 Monaten in einer Woche

Der Regen der vergangenen sieben Tage überstieg die für den Februar im langjährigen Mittel zu erwartenden Niederschlagsmengen für Schleswig-Holstein deutlich. Diese waren in der vergangenen Woche in Teilen des Landes bis zu doppelt so hoch als in einem durchschnittlichen Februar. Fast im gesamten Land wurde der eineinhalbfache Monatsniederschlag innerhalb nur einer Woche erreicht. Der Schwerpunkt der Niederschläge von vergangenem Freitag bis Montag früh lag insbesondere in den Kreisen Schleswig-Flensburg, Rendsburg-Eckernförde, Neumünster und Steinburg.

Im Februar fiel das Dreieinhalbfache der durchschnittlichen Regenmenge eines Monats

Betrachtet man den gesamten Februar, ist teils das Dreieinhalbfache der durchschnittlichen Niederschlagsmenge eines Monats gefallen. Auf gut einem Viertel der Landesfläche betrug die Summe noch das 3-fache des langjährigen Mittels und auf rund drei Viertel der Landesfläche das 2,5-fache.

Krückau weist sehr hohen Wasserstand auf

Diese intensiven Niederschläge der vergangenen Tage fielen auf bereits sehr feuchte sowie durchnässte Böden und sorgten für erhöhte Abflüsse und Hochwasserstände im gesamten Land. Schwerpunktbereiche hoher Wasserstände liegen insbesondere an den Gewässern Treene, Stör, Lecker Au, Bille, Krückau, obere Eider, Trave sowie Beste.

Historische Höchstpegel überschritten

An den Gewässern Lecker Au, Trave, obere Eider, Dosenbek, Malenter Au und Schirnau wurden die bisher aufgezeichneten Höchstwasserstände überschritten. Lokal können Notfallmaßnahmen zur Verhinderung von Überflutungen erforderlich werden. Hierzu hat der Landesbetrieb für Küstenschutz, Nationalpark und Meeresschutz dem Eider-Sorge-Treene-Verband nach einer entsprechenden Anfrage 2.000 Sandsäcke zur Verfügung gestellt.

Flut fast so schlimm wie an Weihnachten 2014

An der Treene erreichte der Pegel Hollingstedt sein Maximum bei 629 Zentimetern über Pegelnull (PN); dies liegt 38 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser oder 157 Zentimeter über dem Mittelwasserstand. Damit wurde der bisherige höchste Wasserstand des Weihnachtshochwassers des Jahres 2014 von 633 Zentimeter über PN nur knapp unterschritten.
Der Pegel Kellinghusen-Parkplatz an der Stör in Kellinghusen lag am Vormittag mit 330 Zentimeter über PN ebenfalls 38 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser oder 173 Zentimeter über dem Mittelwasser und damit auch nur wenige Zentimeter unterhalb der höchsten je gemessenen Wasserstände (HHW) des Weihnachtshochwassers des Jahres 2014. Am Pegel Leck der Lecker Au wurde der Wasserstand des Weihnachtshochwassers (HHW) überschritten und erreichte 694 Zentimeter über PN, was 30 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser und 163 Zentimeter über dem mittleren Wasserstand liegt. An der Bille am Pegel Sachsenwaldau stellte sich der Höchststand von 2018 (HHW) mit 1402 Zentimetern PN ein. Der Wasserstand lag damit 48 Zentimeter über dem mittleren Hochwasser und 123 Zentimeter über dem mittleren Wasserstand.

Abfluss aus dem Binnenland verlangsamt

Durch die starken Westwinde und damit verbundenen erhöhten Tideniedrigwasser konnte an der Westküste in die Tideelbe teilweise nur eingeschränkt entwässert werden, was zu einem langsameren Abfluss der Wassermengen aus dem Binnenland führte.

Einige Pegel fallen bereits

Aktuell zeigt sich an vielen Binnenpegeln, dass aufgrund der geringeren Niederschläge der vergangenen Stunden kein weiterer Anstieg der Wasserstände zu verzeichnen ist. Einige Pegel zeigen bereits fallende Werte. Nach den Prognosen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) ist in den kommenden Stunden nur noch mit leichteren Niederschlägen zu rechnen, sodass sich in Verbindung mit einem normalisierten Tideniedrigwasser die Entwässerungssituation im Bereich der Westküste grundsätzlich im Laufe des Mittwochs, 23. Februar, entspannen sollte.

Aktuelle Informationen zur Hochwasserlage sind im Hochwasser-Sturmflut-Informationssystem des Landes Schleswig-Holstein zu finden.

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