Barmstedt (jhf) Viele Barmstedter wurden kürzlich um 30 Jahre des technischen Fortschritts zurückgeworfen. Sie haben keinen Handy-Empfang mehr. Die Deutsche Telekom baute ihren Mobilfunksender auf einem Hochhaus im Holstenring 4 ab, weil dessen Dach saniert wird. Seit 21. Oktober ist das D1-Netz je nach Straße tot oder zu schwach für Telefonate, berichtet die Barmstedterin Alexandra Borchert. In der Innenstadt hat sie kein Netz mehr, am Stadtrand dringen zwar Anrufe durch, aber sie versteht ihre Gesprächspartner nicht.
Großes Problem für Betriebe
Borchert kritisiert: „Gerade für die Gewerblichen ist es eine Katastrophe.“ Viele Betriebe hätten keinen Festnetzanschluss und seien auf das Handy angewiesen. „Sie sind jetzt komplett abgeschnitten.“ Der Mobilfunkausfall zieht weitere Probleme nach sich: Die Smartphones haben auch keinen Internet-Empfang mehr. Borchert konnte drei Tage ein Medikamentenpaket nicht abholen, weil die App zum Öffnen der Packstation nicht funktionierte. Inzwischen fand sie einen umständlichen Weg: Sie erzeugt den erforderlichen QR-Code außerhalb der Stadt, wo sie noch Internet-Empfang hat, und fährt damit zur Packstation.
Telekom informierte Kunden nicht vorab
Die 58-Jährige zeigt sich verärgert: „Es wäre das Mindeste gewesen, die Kunden vorab zu informieren“. Stattdessen sei der Mobilfunkmast ohne Vorwarnung abgebaut worden. „Das Netz war einfach morgens weg.“ Telekom-Sprecher Nico Göricke ließ die Frage der Holsteiner am Wochenende unbeantwortet, warum das Unternehmen die Kunden vorab nicht informiert hat. Borchert berichtet, dass ein Mitarbeiter der Telekom-Hotline ihr anbot, ihren Vertrag vorübergehend stillzulegen. Dafür müsste sie aber 29,95 Euro zahlen. „Das ist 0,0 Kundenservice!“ Sprecher Göricke berichtete, dass das Unternehmen „vorab intensiv geprüft“ habe, übergangsweise einen mobilen Mastwagen oder eine Antenne an einem Ersatzstandort einzusetzen. Er betonte, dass solch eine Alternative nicht möglich sei.
Telekom reagiert nach öffentlichem Druck
Erst eine Anfrage unserer Zeitung brachte die Wendung: „Zusammen mit unserem Partner der DFMG Deutsche Funkturm eruieren wir gerade weitere Alternativen zum Aufstellen eines mobilen Sendemasts, um eine temporäre Versorgung sicherzustellen, bis der ursprüngliche Mobilfunk-standort in Barmstedt wieder in Betrieb gehen kann.“ Wann das D1-Netz wieder funktioniert, war bei Redaktionsschluss weiterhin offen. Kunden erhielten bei der Hotline die Auskunft, dass sich die Sanierung bis 19. Dezember hinzieht.
Großer Ärger
Borchert rechnet damit, dass bei der Einwohnerversammlung am Mittwoch, 13. November, ab 19.30 Uhr im Rathaus viele Bürger ihrem Ärger Luft machen werden.