Elmshorn (jhf) Mehrfach jagten Hunde während der vergangenen Woche im Kreis Pinneberg Rehe. Die Kreisjägerschaft Pinneberg berichtet, dass mindestens ein Fall tödlich endete. Die Polizei fand am Sonntag, 12. Januar, ein von Bissen übersähtes Reh in einem Zaun im Süden Elmshorns. Die Beamten entdeckten das stark geschwächte Tier gegen 14 Uhr unweit der Felder am Krückaudeich in Höhe der Heinrich-Hertz-Straße 33. "Es war dem Tode geweiht - Grund waren massive Bissverletzungen von Hunden", berichtet Hans Wörmcke, Vorsitzender der Kreisjägerschaft. Die Polizei habe das Tier von seinem Leid erlöst und die Jäger gerufen. Bei Befragungen berichteten Anwohner, dass sie Hundegebell gehört hatten.
Jäger wollen Hundehalter zur Rechenschaft ziehen
Wörmcke zeigt sich entsetzt: "So eine üble Tierquälerei darf einfach nicht vorkommen. Gedankenlose Hundehalter sind dafür verantwortlich." Die Kreisjägerschaft werde alles unternehmen, um die Täter zur Rechenschaft zu ziehen - in diesem und in jedem künftigen Fall. Wörmcke bittet Zeugen um Hinweise: "Wer hat die wahrscheinliche Hetzjagd und womöglich die zubeißenden Hunde beobachtet? Wer kann Angaben zur Hundehalterin beziehungsweise zum Hundehalter machen?" Die Polizei nehme Auskünfte auch vertraulich entgegen.
Jeder Schreck kostet Überlebensenergie
Die Jäger wecken Aufmerksamkeit dafür, dass der Winter das Rotwild ohnehin schwäche. "Denn mit der Kälte kommt der Stress." Die Tiere müssten ihre sämtlichen Energien dafür aufbringen, nicht zu erfrieren. Wenn Spaziergänger die Rehe allerdings aufschrecken, sodass sie schnell flüchten, würden sie diesen Energievorrat schnell verbrauchen. Es drohe der Tod. "Wild braucht Ruhe. Bitte stören Sie es nicht", appelliert Wörmcke. Der Vorsitzende mahnt: Wanderer müssten in Erholungsgebieten auf jeden Fall auf den Wegen bleiben und ihre Hunde anleinen.
Wildtiere fliehen im Winter erst in letzter Sekunde
Die niedrigen Temperaturen setzten vor allem Vegetarieren wie dem Reh zu. Sie sparten zum Beispiel dadurch Energie, dass sich ihr Herschlag verlangsamt. "Die Schleimhautzotten im Darminneren sind reduziert und somit auf das geringere winterliche Nahrungsangebot angepasst", erläutert Wörmcke. Darüber hinaus sparen die Rehe Energie, indem sie Spaziergänger näher an sich heranlassen und sich wegducken. "Sie flüchten erst in letzter Sekunden. Den Energieverlust nach einer Flucht müssen sie aber ausgleichen", sagt Wörmcke. Durch die verkürzte Fluchtdistanz steigt die Gefahr, dass Hunde die Tiere fassen und töten.
Beunruhigung der Tiere: Schäden an Bäumen
Das Aufschrecken der Tiere kann sogar zu Schäden an Bäumen führen. Rotwild lebt in Rudeln. Wenn Unruhe sie davon abhält, auf Wildäckern und offenen Flächen Nahrung zu suchen, schälten sie die Rinde von Bäumen. Auch andere Wildtiere wie Feldhasen, Rebhühner und Wasservögel müssten mit ihrer Energie haushalten. Wildschweine bräuchten Rückzugsorte, da sie im Januar Nachwuchs bekommen. Die Bache bringe drei bis zwölf Frischlinge in einer Erdsenke zur Welt. Die kleinen Schweinchen seien auf die Wärme von Mutter und Geschwistern angewiesen. KJS-Vorsitzender Wörmcke: "Solche Rückzugsräume dürfen nicht gestört werden. Bei allem Verständnis für das Erholungsbedürfnis der Menschen, sollten wir die Situation der Wildtiere nicht vergessen.“