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Kreis Pinneberg: Wenig freie Gewerbeflächen

Vergleich der Gewerbesteuersätze: Große Unterschiede

Dr. Harald Schroers ist Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP). Das Areal hinter ihm in Tornesch an der Kreuzung Ahrenloher Straße / Oha soll bald erschlossen werden. (Foto: Frank)

Der Horster Bürgermeister Jörn Plöger steht in der Marie-Curie-Allee vor der künftigen Zufahrt zu dem Gewerbegebiet G6. Die Erschließung der etwa fünf Hektar großen Fläche soll in diesem Jahr beginnen. Die Nachfrage nach Gewerbeflächen sei groß. (Foto: Frank)

Kreise Pinneberg/Steinburg (jhf) Das Angebot an freien Gewerbeflächen im Kreis Pinneberg ist sehr knapp. „Wir können die Nachfrage nicht mehr vollständig bedienen“, sagt Dr. Harald Schroers, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP).

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Weniger als zehn Hektar sofort verfügbar

Zurzeit stünden weniger als zehn Hektar an sofort bebaubaren Flächen zur Verfügung, erst mittelfristig könnten 30 bis 50 Hektar hinzukommen. Zugleich trage aber der Mangel an Rohstoffen und Arbeitskräften sowie der Krieg in der Ukraine dazu bei, dass Unternehmer zunehmend vorsichtig investieren. „Wir gehen davon aus, dass die Nachfrage nicht zunimmt.“ Die Knappheit an Gewerbeflächen werde kurzfristig anhalten, danach aber wohl sinken.

Hebesatz der Gewerbesteuer spielt für Firmen untergeordnete Rolle

Wichtige Fragen bei der Standortsuche seien: Bekommt der Unternehmer eine Fläche in der notwendigen Größe? Findet er vor Ort Arbeitskräfte oder pendeln seine Mitarbeiter künftig? Ist der Standort für Lastwagen gut erreichbar? Können die Beschäftigten mit Bus und Bahn anreisen? Wie viel Gewerbesteuer eine Kommune nimmt, spiele erst danach eine Rolle.

Vier Landkreise: Spanne der Gewerbesteuersätze reicht von 280 bis 450 Prozent

Die Gewerbesteuersätze weichen erheblich voneinander ab. Im Vergleich der Kreise Steinburg, Pinneberg, Segeberg und Dithmarschen reichte die Spanne im Jahr 2021 von 280 Prozent in Krempdorf bis 450 Prozent in Puls (beides Kreis Steinburg). Erstaunlich: Firmen müssen nicht etwa dort die meiste Gewerbesteuer entrichten, wo ihnen die beste Infrastruktur geboten wird.

Hebesatz hängt von finanzieller Situation der Kommune ab

Hohe Preise sind eigentlich oft Zeichen großer Nachfragen oder hoher Qualität. Anders ist es bei den Gewerbesteuersätzen: Firmen müssen nicht etwa dort die meiste Gewerbesteuer entrichten, wo die Flächen besonders knapp oder die beste Infrastruktur wie ein Autobahnanschluss geboten wird. Entscheidend sind oft eher die finanziellen Situationen der Kommunen.

Beispiel 1: Elmshorn und Horst

Elmshorn und Horst liegen beide nahe der Autobahn 23. Die Krückaustadt hat einen Hebesatz von 400 Prozent, das Nachbardorf aber nur von 330 Prozent. Der Horster Bürgermeister Jörn Plöger: „Wir müssen auf unsere eigenen Gewerbetreibenden achten, dass sie am Ort gehalten werden.“ Kleine Handwerksbetriebe verkrafteten es nicht, wenn die Gemeinde den Steuersatz um 70 Punkte anheben würde, erläutert Wirtschaftsförderin Elisabeth Dietrich. Die Gemeinde erhöhe die Gewerbesteuer nur, wenn es absolut notwendig sei – „wenn zum Beispiel der Haushalt aus den Fugen gerät“, so Plöger.
Aus diesem Grund hob Elmshorn die Hebesätze für die Gewerbe- und die Grundsteuer 2020 an. Die Stadt erhielt dadurch einen ausgeglichenen Haushalt. Als das Jahr 2020 mit einem Überschuss von etwa 13 Millionen Euro endete, senkte Elmshorn den Hebesatz allerdings nicht.

Beispiel 2: Moorrege und Heidgraben

Moorrege und Heidgraben befinden sich in ähnlicher Lage. Beide besitzen weder einen Bahn- noch einen Autobahnschluss. Aber die Hebesätze weichen mit 310 Prozent in Moorege und 380 in Heidgraben stark voneinander ab. Moorreges Bürgermeister Wolfgang Balasus betont: „Jede Steuererhöhung ist für den Bürger ein Einschnitt.“ Deshalb versuche er, sparsam zu wirtschaften. Heidgraben musste 380 Prozent ansetzen, damit das Land nicht die Fehlbedarfszuweisungen kürzt, erläutert Bürgermeister Ernst-Heinrich Jürgensen. Abgewandert sei deshalb kein Betrieb. Im Gegenteil: Die Gemeinde erschloss kürzlich ein zwei Hektar großes Gewerbegebiet an der Jägerstraße.
Zwei Grundstücke sind bereits verkauft. Ein Unternehmen will seine Firma von Hamburg umsiedeln, weil der Chef in Heidgraben wohnt. „Er möchte zu Fuß zur Arbeit gehen“, so Jürgensen.

Wie rechnet sich der Hebesatz in Euro um?

Aus dem Hebesatz und anderen Faktoren berechnet sich, wie viel Gewerbesteuer eine Firma zahlen muss. Wenn eine GmbH zum Beispiel pro Jahr 100.000 Euro Gewinn erzielt, muss sie bei einem Satz von 450 Prozent knapp 16.000 Euro Gewerbesteuer entrichten. (Quelle: www.smart-rechner.de).

Kreis Pinneberg: Dynamischer Markt

Jeweils die Hälfte der 2021 verkauften Gewerbeflächen im Kreis Pinneberg gehörte Privateigentümern und Kommunen. Letztere veräußerten ein Drittel der Grundstücke in Kooperation mit der Wirtschaftsförderungs- und Entwicklungsgesellschaft des Kreises Pinneberg (WEP). Diese vermittelte in den vergangenen zwei Jahren 34 Flächen, die im Durchschnitt je 4500 Quadratmeter groß sind. „Wir sind damit einer der dynamischsten Märkte und liegen nach dem Kreis Segeberg an zweiter Stelle“, sagt Geschäftsführer Dr. Harald Schroers.

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