Elmshorn (rs) Sie sind groß, wehrhaft – und sie vermehren sich rasant: die ursprünglich aus Südamerika stammenden Nutrias. Der Wasser liebende Riesen-Nager, Länge bis zu 65 Zentimeter, ist durch seine mächtigen Höhlenbauten vor allem für Deiche eine große Gefahr. Doch auch andernorts sorgt er für mitunter gefährliche Versackungen.
Auch in Elmshorn sind Nutrias zur Plage geworden. Im Bereich des Quartiers Am Fischteich machten sich die Vegetarier so intensiv über das Grün in den Vorgärten her, dass Anwohner die Stadt um Hilfe baten. Die ist ohnehin besorgt um ihre Entwässerungseinrichtungen. Die Stadt schaltete die örtlichen Jäger ein, die innerhalb kürzester Zeit 30 Nutrias mit Fallen fangen konnten und dann erlegt haben. Ein Abschuss im Wohnviertel ist aus Sicherheitsgründen nicht möglich.
Bitte nicht füttern!
„Umso wichtiger sei“, sagt ein beteiligter Jäger, „dass die Fallenjagd im Jagdrecht erhalten bleibt.“ An die Einwohnerinnen und Einwohner richtet Oberbürgermeister Volker Hatje den klaren Appell: „Bitte füttern Sie die Tiere nicht!“ Hans Wörmcke, Vorsitzender der Kreisjägerschaft Pinneberg, schätzt die Zahl der Nutrias allein in Elmshorn mittlerweile auf etwa 1000 Tiere. Ohne Bejagung wäre die Tendenz stark steigend; denn Nutrias zeugen jährlich zwei bis drei Würfe mit durchschnittlich fünf Jungtieren. Bei guten Futterbedingungen seien auch schon bis zu zwölf Jungtiere gesichtet worden, so Wörmcke.
Höhlensysteme schaden Deichen
Hauptproblem aus Sicht der Stadt Elmshorn: „Wir haben 3,5 Kilometer Deichlinie, 40 Kilometer Gräben und 15 Regenrückhaltebecken, die wir schützen müssen“, erklärt Sebastian von Preyss von der Stadtentwässerung. Die Nutrias legen ganze Höhlensysteme an, die vom Gewässer aus mehrere Meter leicht ansteigend ins Landesinnere reichen. Das kann zum einen die Funktion der Deiche und Entwässerungsanlagen selbst beeinträchtigen. Zum anderen können die so destabilisierten Ufer einstürzen, wenn Maschinen für die Grabenpflege zum Einsatz kommen.
Die drei Fallen Am Fischteich hat die Stadt finanziert. Für die Jäger ist die Bejagung mit erheblichem Aufwand verbunden, weil sie auch nachts ausrücken, um die Tiere aus den Fallen zu entnehmen. Nutrias wurden ihre Pelzes wegen ab 1926 auch auf rund 1000 Pelztierfarmen in Deutschland gehalten. Etliche Tiere entkamen oder wurden befreit. Seither ist ihe Zahl gewaltig angestiegen. Vor 20 Jahren erlegten Jäger in Deutschland rund 1000 Tiere, zuletzt waren es über 100.000 – allein 500 im Kreis Pinneberg.
Keine direkte Bedrohung – aber wehrhaft
Für heimische Tierarten stellen sie keine direkte Bedrohung dar. Bei seltenen oder geschützten Pflanzen wie dem Röhricht sieht das anders aus – und damit indirekt auch bei den Tieren, die im Fress- und Brutverhalten von diesen Pflanzen abhängig sind. „Für sie hat das dramatische Folgen“, so Wörmcke.
Fühlen sich Nutrias bedroht, etwa durch freilaufende Hunde, beißen die ansonsten friedlichen Tiere auch zu. Ihre Zähne sind messerscharf und sehr lang, sodass in diesem Fall schwere Verletzungen drohen.