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Tierschützer: Bis zu 10 Hunde streunen durchs Kreisgebiet

Immer wieder Suche nach vermissten Vierbeinern / K-9 im Einsatz

Mischlingshündin Nedelja büxte am 7. Juli in Elmshorn am Drosselkamp aus. Seither läuft sie durch die Stadt. Halterin Miriam Schiburr bittet darum, keine Einfangversuche zu starten. Das könnte Nedelja in gefährliche Situationen bringen, da sie sehr ängstlich ist. Der Verein K-9 Tiersuche Nord kümmert sich um den Fall. Wer Nedelja sieht, ruft die Polizei oder den Tierheim-Notdienst unter 0175 1073222 an. (Foto: Claudia Brockmann)

Scott wuchs in Portugal auf und kam als Angsthund nach Deutschland. Dieses Foto entstand 2017, als das Elmshorner Tierheim den Mischling aufnahm. Er war sehr scheu und ließ sich nicht anfassen. (Foto: Tierheim Elmshorn)

Auf diesem Foto ist zu sehen, wie zutraulich Scott nach einem langen Lern- und Eingewöhnungsprozess geworden ist. Nach sechs Jahren im Tierheim fand der Verein im vergangenen Jahr ein neuer Halter für Scott. (Foto: Tierheim Elmshorn)

Kreis Pinneberg (jhf) Sie laufen tage- oder wochenlang durch Wälder und Ortschaften. Fünf bis zehn Hunde schlagen sich im Kreis Pinneberg regelmäßig auf eigene Faust durch, schätzt Brigitte Maeder, ehemalige Vorsitzende des Tierschutzvereins Elmshorn und Umgebung. Die Halter suchen sie oft verzweifelt.

Aus dem Ausland importiert

„Diese Hunde sind nicht herrenlos, sondern frisch aus dem Ausland importiert“, sagt Maeder. Viele wuchsen als Straßenhunde in Südosteuropa auf. „Wenn sie auf einmal in einer 2-Zimmer-Wohnung leben sollen, sind sie über den Zaun und weg.“ Allein über die Website des Vereins Tasso suchen Halter aus dem Kreis zurzeit vier Hunde.

"Totale Panik"

Einer davon gehört der Elmshornerin Miriam Schiburr. Sie bezog Nedelja aus Bulgarien. Nach dem 4000-Kilometer- Transport und der Übergabe in Hamburg holte sie die Hündin am 7. Juli nach Hause. Vor Schiburrs Haustür im Drosselkamp sprang der zweijährige Mischling mitten in der Nacht aus dem Auto, wand sich aus dem fest angelegten Halsband und lief weg. „Ich habe so einen Hund noch nie erlebt – totale Panik“, berichtet Schiburr. In der Facebook-Gruppe „Fundtiere Elmshorn und Umgebung“ nehmen viele Menschen Anteil. „Wie ein Phantom taucht sie mal auf und verschwindet wieder“, sagt Schiburr. Sie bittet, Nedelja nicht einzufangen. Die Hündin lasse sich nicht anfassen, werde fliehen und schlimmstenfalls überfahren.

Vom Zug oder Auto erfasst

Schiburr schaltete die K-9 Tiersuche Nord ein. Die Profis arbeiten mit Futterstellen und Lebendfallen. Der Verein wird von Anfragen überhäuft. Die 24 Kräfte suchen zurzeit in Schleswig-Holstein und Hamburg acht Hunde. Vorsitzende Kristina Spinler betont, dass bisher jeder gefunden wurde. Doch Maeder weiß, dass manche Hunde bereits vom Auto oder Zug erfasst wurden und starben.

K-9 Tiersuche Nord: „Wir sind am Limit“

Der Verein K-9 Tiersuche Nord hat sich auf die Rettung vermisster Tiere spezialisiert, vor allem von Hunden und Katzen. Das Einsatzgebiet der 24-köpfigen Tiersuchstaffel aus ehrenamtlichen Hundeführern und Suchgruppenhelfern erstreckt sich über Schleswig-Holstein und den Teil von Hamburg nördlich der Elbe. Die Nachfrage ist groß. „Wir hatten vor zwei Wochen fünf Fälle an einem Tag“, berichtet die Vorsitzende Kristina Spinler. Zurzeit suchen die Kräfte acht Hunde. „Alle sind am Limit. Wir sind kurz davor, einen Aufnahmestopp zu verhängen.“ Der Verein könne nicht mehr alle Anfragen zur Suche nach Katzen annehmen.

Schwerpunkt in der Metropolregion Hamburg

Häufiger als in den Norden des Landes werden die Freiwilligen nach Hamburg und in den Speckgürtel der Stadt gerufen. Im Kreis Pinneberg sind sie aktuell einem Vierbeiner aus Uetersen und der Mischlingshündin Nedalja aus Elmshorn auf der Spur. 2023 führten sie in der Krückaustadt drei Hunde wieder mit ihren Haltern zusammen.

Tipp: Kleidungsstück und Futter auslegen

Zu etwa 80 Prozent beraten die K9-Mitglieder am Telefon Halter, deren Tiere entlaufen sind. Spinlers Rat: „Ruhig bleiben, den Hund nicht jagen, nicht rufen.“ Die meisten Ausbrecher kehrten an ihren Ausgangsort zurück. Ihr Tipp: ein Kleidungsstück mit Futter an die Stelle legen, von der aus der Hund entwischt ist. Mit Glück komme er zurück und warte auf den Halter. Schwieriger gestaltet sich die Suche nach sogenannten Angsthunden, die oft aus dem Ausland importiert wurden. „Man muss versuchen, sie an einen Ort zu binden.“

Nachtwache

Die Experten richten dazu Futterstellen ein, die sie mit Wildtierkameras überwachen. „Wenn wir den Hund angefüttert haben, stellen wir Lebendfallen auf“, erläutert Spinler. Die K-9-Experten bleiben in der Nähe, bis der Hund in die Falle gegangen ist. „Das kann eine ganze Nacht dauern. Einige schlafen im Auto.“ Spinler rät Halter importierter Tiere zu äußerster Vorsicht: „Teilweise haben die Hunde noch nie in einem Haus gelebt.“ Die Eigentümer sollten keine Fenster offen stehen lassen und die Vierbeiner nicht in den Garten lassen. „Die überwinden teils zwei Meter hohe Zäune. Einer sprang mal vom Balkon.“

K-9: Angsthunde nicht jagen!

Wer einen entlaufenen Hund sichtet, sollte ihn auf keinen Fall jagen, sondern die Polizei, das Elmshorner Tierheim unter 0175 1073222 oder K-9 unter 04354 2439884 anrufen.

Halter zahlen Gebühren

Die Einsatzkräfte des Vereins K-9 Tiersuche Nord durchlaufen zweieinhalb- bis dreijährige Ausbildungen und setzen ihre Fähigkeiten in ihrer Freizeit zum Wohl der Hunde ein. Wer ihre Dienste in Anspruch nimmt, zahlt Aufwandsentschädigungen, die der Vereinsarbeit zugute kommen. Wenn ein Team ausrückt, wird zum Beispiel eine einmalige Pauschale von 150 Euro plus Kilometergeld erhoben.

Tasso: Im nördlichen Kreis Pinneberg 20 Hunde in 6 Monaten vermisst

Bei der Tierschutzorganisation Tasso sind zurzeit 9650 Hunde registriert, die in Uetersen, Tornesch, Elmshorn, Barmstedt, Westerhorn und den weiteren umliegenden Dörfern leben. Sprecherin Sonja Slezacek teilte auf Anfrage der Holsteiner am Wochenende mit, dass 20 Hunde aus diesem Bereich im ersten Halbjahr 2024 bei dem Verein als vermisst gemeldet worden waren. Davon wurden 18 im selben Zeitraum wieder zurückvermittelt. Der Verein rät dazu, Hunde mit einem Transponder zu kennzeichnen und sie zu registrieren. www.tasso.net.

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