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Wahl geplatzt: Tornesch ohne Gemeindewehrführer

Turbulente Jahresversammlung

Schriftführer und Pressesprecher Ralf Diedrichsen hakte die Namen der Stimmberechtigten ab. (Foto: Frank)

Bürgermeisterin Sabine Kählert verleiht dem stellvertretenden Gemeindewehrführer Rüdiger Jurkat das Brandschutz-Ehrenzeichen in Gold für 40-jährige aktive Dienstzeit bei der Feuerwehr. (Foto: Frank)

Viele Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Tornesch wurden in diesem Jahr geehrt, befördert oder gewählt. (Foto: Frank)

Bürgermeisterin Sabine Kählert beglückwünscht beförderte Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Tornesch. (Foto: Frank)

Dirk Lolies (links) aus dem Vorstand des Kreisfeuerwehrverbands Pinneberg verlieh Ehrenkreuze in Silber an Sönke Brandt (von rechts), Jochen Grünwald sowie Jochen Lolies, und Ehrenkreuze in Bronze an Jürgen Hesse und Wilfried Schieck. (Foto: Frank)

Bürgermeisterin Sabine Kählert dankte dem Jugendwart Michael Mölln für seinen Einsatz. (Foto: Frank)

Hans Joachim Mölln, stellvertretender Wehrführer der Ortsfeuerwehr Ahrenlohe, überreichte Bürgermeisterin Sabine Kählert eine Schutzjacke. (Foto: Frank)

Auf der Rückseite der neuen Schutzjacke von Bürgermeisterin Sabine Kählert steht die Aufschrift "Bürgermeisterin Tornesch". (Foto: Frank)

Tornesch (jhf) Krise bei der Freiwilligen Feuerwehr Tornesch: Die Wahl eines neuen Gemeindewehrführers endete am Freitag ohne Sieger. Vor der gemeinsamen Jahresversammlung der Ortsfeuerwehren Esingen und Ahrenlohe sowie der übergeordneten Gemeindefeuerwehr im POMM91 standen zwar zwei Kandidaten fest. Gewählt wurde davon aber keiner.

Kandidat trat nicht zum 2. Wahlgang an

Brandmeister Sebastian Kehr aus Esingen zog seine Kandidatur während der Versammlung zurück, weil er „verbale Entgleisungen“ und „persönliche Beschuldigungen“ in der Wehr erlebt habe. Löschmeister Björn Sulz aus Ahrenlohe erhielt im 1. Wahlgang nur 30 von 101 Stimmen und trat nicht mehr zum 2. Wahlgang an. Damit hat Tornesch zurzeit keinen Gemeindefeuerwehrführer. Bis 31. Dezember 2022 hatte Dirk Lolies dieses Amt zwölf Jahre ausgeübt. Doch er ließ sich nicht wieder aufstellen.

Esinger Ortswehrführer tritt nicht wieder an

Damit nicht genug: Die geplante Wiederwahl des Esinger Ortsfeuerwehrführers fiel aus. Amtsinhaber Marcus Rohwedder hatte eine Woche vor der Versammlung erklärt, dass er nicht wieder antritt. Er war als einziger vorgeschlagen worden. Rohwedders Amtszeit endet am 28. März 2023. Die Wehr muss nun für beide Ämter neue Wahlen ansetzen.

Feuerwehr: Eine Wahl ohne Gewinner

Nach dem Wahldebakel bei der Freiwilligen Feuerwehr Tornesch am Freitag sprach Pressewart Ralf Diedrichsen von „Chaos“. Es habe zwar im Vorfeld viel Unruhe gegeben. Mit dem Ausgang der vierstündigen Versammlung hatte er trotzdem nicht gerechnet. „So etwas habe ich noch nicht erlebt.“
Die Gemeindefeuerwehr Tornesch ist das Dach der Ortsfeuerwehren Esingen und Ahrenlohe, die je einen Kameraden für die Wahl zum Gemeindewehrführer aufgestellt hatten: Die Esinger schickten Brandmeister Sebastian Kehr ins Rennen, die Ahrenloher Löschmeister Björn Sulz. Aus Esingen nahmen 59 Stimmberechtigte teil, aus Ahrenlohe 42. Angesichts der drohenden Kampfabstimmung zwischen den Ortsteilen redete Bürgermeisterin Sabine Kählert (parteilos) den Brandschützern im POMM91 ins Gewissen. Kurz vor der Wahl hob sie die hohe Verantwortung eines Feuerwehrchefs hervor und sagte: „Mir wäre es am liebsten, es wäre jemand, der das allseitige Vertrauen genießt.“ Doch ihr Wunsch erfüllte sich nicht.

Versammlungsleiter erst zehn Minuten vorher informiert

Kehr war im Vorfeld offenbar das Gegenteil von Vertrauen entgegengeschlagen. Als er sich in der Versammlung öffentlich als Kandidat für den Posten des Gemeindewehrführers vorstellen sollte, erklärte er: „Ich bin seit 2004 in der Feuerwehr. Aber seit ich mich für dieses Amt bereiterklärt habe, habe ich eine Feuerwehr vorgefunden, die ich so überhaupt nicht kenne – mit verbalen Entgleisungen, mit persönlichen Beschuldigungen.“ Deshalb werde er nicht antreten. Der stellvertretende Gemeindewehrführer und Versammlungsleiter Rüdiger Jurkat hatte von dieser Entscheidung erst zehn Minuten vorher erfahren.

Wahl vertagt

Björn Sulz erhielt im 1. Wahlgang 30 Stimmen (29,7 Prozent). 69 Kameraden enthielten sich, zwei gaben ungültige Stimmzettel ab. Sulz hätte mindestens 50 Prozent gebraucht. Damit gab es in der 1. Runde keinen Gewinner. Den 2. Wahlgang hätte Sulz bereits mit einer einzigen Stimme gewinnen können. Doch Bürgermeisterin Kählert unterbrach die Wahl. Hinter einer Trennwand sprachen sie und der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Daniel Kölbl mit Sulz, der daraufhin ans Mikrofon trat und erklärte, dass er aufgrund des Ergebnisses nicht in die 2. Runde einsteigen werde. Viele Kameraden klopften auf die Tische. Die Wahl wurde vertagt.

Die Vorgeschichte

Erst im September war die zwei Jahre vorbereitete Fusion der Ortsfeuerwehren Esingen und Ahrenlohe gescheitert. Die Brandschützer lehnten den Schritt ab. „Die Enttäuschung war ziemlich groß“, erinnerte sich Kählert und appellierte: „Einfach mal aufhören, übereinander zu schnacken. Einfach mal miteinander schnacken.“

2022: So viele Einsätze wie noch nie

Die Freiwillige Feuerwehr Tornesch rückte 2022 öfter als in den Vorjahren aus. „Wir hatten 228 Alarmierungen. Das ist ein Spitzenwert, der in Tornesch noch nie erreicht wurde“, sagte der stellvertretende Gemeindewehrführer Rüdiger Jurkat. Besonders häufig waren Einsätze wegen Unwettern gewesen. Allein 35-mal wurden die Einsatzkräfte gerufen, weil kleine technische Hilfeleistungen notwendig waren. „Tornesch wächst. Hinzu kommt der Klimawandel und damit verbundene Stürme“, sagte Bürgermeisterin Sabine Kählert (parteilos). Wegen Unwetterschäden rückten die Kräfte 57-mal an einem Wochenende im Februar 2022 aus. Im August wurden sie wegen Überschwemmungen in Pinneberg und Prisdorf zu 17 Einsätzen gerufen.

Jugendfeuerwehr: Kapazität ausgeschöpft

Die Ahrenloher Ortsfeuerwehr umfasst 55 aktive Kameraden, zur Esinger Ortsfeuerwehr gehören 75 Einsatzkräfte. Die gemeinsame Jugendfeuerwehr ist mit 24 Mitgliedern an den Rand der Ausbildungskapazitäten angekommen. Zurzeit werden keine weitere Jugendliche aufgenommen.

Geehrt, gewählt, befördert

Geehrt wurden für langjährige Mitgliedschaft Julius Diedrichsen, Ralf Diedrichsen und Thees Heitmann (jeweils 10 Jahre), Wilfried Schieck, Ralf Jonas, Stefan Pummer und Kevin Tiedemann (20 Jahre), Matthias Schlüter (25 Jahre), Wiebke Thönißen (30 Jahre), Rüdiger Jurkat (40 Jahre), Horst Brandt, Horst Lehmann und Manfred Pieczkowski (50 Jahre). Das Brandschutz-Ehrenzeichen (BSE) in Silber erhielt Matthias Schlüter, das „BSE in Gold 40“ ging an Rüdiger Jurkat. Ehrenkreuze in Bronze wurden an Wilfried Schieck und Jürgen Hesse verliehen, Ehrenkreuze in Silber an Jochen Lolies, Jochen Grünwald und Sönke Brandt.

Befördert wurden Moritz Hamminger, Robin Voß, Arne Meyer und Patrick Weitz zu Feuerwehrmännern, John-Bendix Münster zum Oberfeuerwehrmann, Bela Birger Hauschildt, Kai Pingel und Peer Ullmann zu Hauptfeuerwehrmänner, Daniela von Lanken zur Hauptfeuerwehrfrau mit 3 Sternen, Lars-Ole Hansen und Michael Mölln zu Oberlöschmeistern und Christoph Lübbe zum Oberbrandmeister.

Im Amt bestätigt wurde Michael Mölln als Jugendwart der Gemeindefeuerwehr. Für Esingen wurden Hans Joachim Mölln als stellvertretender Ortswehrführer und Benjamin Rieck als Kassenführer wiedergewählt. Neuer Zugführer ist Jan-Martin Witt. Zum Ausbildungskoordinator wurde Jan Rosenthal bestimmt. In der Ahrenloher Ortsfeuerwehr wurden Marcel Timm zum Gruppenführer und Yannik Petersen zum Kassenführer gewählt.

 

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