Kreis Pinneberg (jhf) Sie setzen Nachtsichttechnik und Schalldämpfer ein, schießen bei Dunkelheit aus dem Auto, sind kaum zu hören und schnell wieder weg. Wilderer treiben ihr Unwesen im Kreis Pinneberg. Zwölf Fälle wurden der Polizei im vergangenen Jagdjahr gemeldet, das am 31. März endete. "In vier Fällen gab es eindeutige Hinweise auf den Gebrauch von Schusswaffen, aber es werden auch Pfeil und Bogen eingesetzt", teilt die Kreisjägerschaft Pinneberg (KJS) mit. Jagdwilderei in der Schonzeit könne mit einer Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.
Zwei Fälle im Revier Ellerbek
Jüngst wurden innerhalb von einer Woche zwei Opfer der Jagdwilderei im Revier Ellerbek entdeckt. Ende März - in der Schonzeit - war ein nächtlicher Schuss zu hören. „Einige Tage später fand zufällig ein Landwirt in der Nähe eine verendete Ricke mit einer frischen Schussverletzung am Bauch", berichtet der stellvertretende KJS-Vorsitzende Christian Schadendorf. Ein Bauchschuss sei nicht sofort tödlich. Das getroffene Tier flüchte meist noch ein Stück in die nächste Deckung, wo es langsam über Stunden oder Tage unter entsetzlichen Qualen und Schmerzen elendiglich verendee, erläutert Schadendorf. Besonders grausam in dem aktuelle Fall sei, dass die Ricke ein voll entwickeltes Kitz im Mutterleib trug, dessen Kopf durch das Geschoss abgetrennt wurde. Die Jäger dokumentierten das Ereignis und erstatteten Anzeige. Die Ermittlungen laufen.
Seit Jahren nächtliche Schüsse
Schadendorf rechnet mit einer hohen Dunkelziffer. In Ellerbek hören die Jägerschaft und Anwohner seit Jahren nachts immer wieder unerklärliche Schüsse. „Wenn wir dann schnell in Richtung dieser Schüsse ausrückten, trafen wir trotz Einsatz von Nachtsichtgeräten und Scheinwerfern keine verdächtigen Fahrzeuge oder Personen an. Wir fanden aber immer wieder unerklärlich verendete Rehe, deren Todesursache nicht mehr eindeutig feststellbar war“, berichtet Schadendorf. „Wir sind wegen der Vorfälle in unseren Revieren sehr besorgt und fassungslos angesichts der widerwärtigen Vorgehensweise dieser Wilderer“, so Schadendorf. Die Konsequenz: Jägerinnen und Jäger gehen verstärkt auch nachts im Revier auf Patrouille.
Bitte um Hinweise
Die Kreisjägerschaft bittet deshalb die Bevölkerung um Aufmerksamkeit. Wer nachts unerklärliche Schussgeräusche hört, wer verdächtige Fahrzeuge in der Natur bemerkt oder andere sachdienstliche Hinweise geben kann, sollte seine Beobachtungen schnellstmöglich der Polizei melden. Die Jäger raten davon ab, auf eigene Faust zu ermitteln und sich dadurch in Gefahr zu bringen.