Elmshorn (jhf) Ein Knall ließ Ehepaar Birgit und Wilfried Labusch am Dienstag, 25. April 2023, gegen 14.15 Uhr in ihrem Einfamilienhaus im Elmshorner Norden am Iltisweg aufschrecken. „Wir haben gedacht, dass ein Blitz eingeschlagen ist“, berichtet der 74-Jährige. Als Wilfried Labusch vor die Haustür trat, begegnete ihm seine Nachbarin, die das laute Geräusch ebenfalls gehört hatte. „War das bei mir oder bei euch?“, fragte sie. Der Rentner entdeckte daraufhin auf seiner Einfahrt Bruchstücke von Dachpfannen und einen Stein von der Größe eines Tennisballs: 5,5 mal 5 Zentimeter groß, schwarz mit grauen Einschlüssen und 235 Gramm schwer.
Test mit dem Magneten der Taschenlampe
Für Wilfried Labusch war sofort klar: „Das kann eigentlich nur ein Meteorit sein. Wo soll der sonst herkommen?“ Im Fernsehen hatte er schon oft außerirdisches Gestein gesehen. Die kantige Form und das hohe Gewicht bekräftigten ihn in seiner Vermutung. Ein Test mit dem Magneten der Taschenlampe bewies: Der Stein ist magnetisch. Damit nicht genug: „Er war noch handwarm“, berichtet Birgit Labusch.
Die Theorie
Ein prüfender Blick nach oben gab Hinweise auf die Flugbahn: Über der Haustür entdeckte Labusch zwei zerschlagene Dachpfannen und gegenüber an einem etwa 1,50 Meter hohen weiß-blauen Metallzaun zwei Kerben, eine davon mit rotem Abrieb der Dachpfannen. Das unbekannte Flugobjekt lag direkt darunter. Labuschs Theorie: Der Meteorit schlug erst auf dem Dach auf. Dabei blieb etwas vom Dachpfannenmaterial an dem Stein kleben, der abprallte, über die Einfahrt gegen den Metallzaun sprang und auf die Gehwegplatten fiel.
Experte des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt zeigt sich begeistert
Als der Rentner am Donnerstag in den EN von einem ähnlichen Einschlag zu derselben Uhrzeit im benachbarten Wohngebiet Hasenbusch an der Irena-Sendler-Straße las, rief seine Ehefrau die Redaktion an, die Dieter Heinlein vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) ein Foto des Funds schickte. Der 67-jährige Meteoriten-Experte in Augsburg zeigte sich begeistert: „Es gibt von mir aus keinen Zweifel, dass es ein Meteorit ist. Das ist ein sensationeller Fund“, sagte er gegenüber der Holsteiner Allgemeinen. Das Besondere des Elmshorner Falls: „Er kommt frisch aus dem Weltall.“ Andere Meteoriten seien oft erst nach langer Suche gefunden worden, dieser aber sofort nach dem Einschlag. Zudem geht Heinlein davon aus, dass auch der Knall im Hasenbusch durch einen Meteoriten verursacht worden war. „Wir haben zwei komplette Stücke, die man ausstellen kann.“
Wochenlange Messung im abgeschirmten Gewölbe geplant
Experte Dieter Heinlein: „Meteoriten haben eine schwache ungefährliche radioaktive Strahlung.“ Diese lasse sich nicht per Geigerzähler, sondern nur mit Spezialinstrumenten in wochenlanger Messzeit feststellen. Deshalb habe die Feuerwehr bei dem Fund im Hasenbusch keine Radioaktivität festgestellt. Ehepaar Labusch schickte den Meteoriten am Sonnabend nach Dresden. In einem abgeschirmten Gewölbe soll dort seine Strahlung gemessen werden.
Eine Geschichte für die Enkel
Wilfried Labusch ist Eigentümer des Meteoriten und erhält diesen am Ende zurück. „Die sind sehr wertvoll. Das geht in die Tausende“, sagt er. Birgit Labusch ergänzt: „Wir haben dann eine Geschichte für die Enkel.“
Drei Einschläge zeitgleich in Elmshorn
Insgesamt schlugen am Dienstag zeitgleich drei Meteoriten im Norden Elmshorns ein: an der Irena-Sendler-Straße, am Iltisweg und an der Gärtnerstraße. Lesen Sie weitere Informationen dazu in unserer gedruckten Ausgabe am 3. Mai 2023.