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Auch Elmshorn errichtet jetzt ein Containerdorf

Im Juli sollen bis zu 128 Geflüchtete einziehen

So wird das Containerdorf aussehen. Unten rechts sind Räume fürs Wäschewaschen und -trocknen eingeplant. (Quelle: Stadt Elmshorn)

Elmshorn (rs) Der Schritt ist Politik und Stadtverwaltung nicht leicht gefallen. Doch vor dem Hintergrund steigender Flüchtlingszahlen errichtet jetzt auch Elmshorn ein Containerdorf. Nicht im Wohngebiet, sondern auf einer Fläche, die ursprünglich für ein neues Zentralklinikum vorgesehen war – zwischen Wittenberger Straße und Agnes-Karll-Allee.  „Wir gehen erst in Wohnquartiere, wenn wir nicht mehr anders können. Darin sind wir uns mit der Politik einig“, so Oberbürgermeister Volker Hatje (parteilos). Weder an der Wilhelmstraße noch auf dem Timm-Kröger-Sportplatz wird es vorerst also eine Unterkunft für Geflüchtete geben. Ohnehin  unterschiedet sich Elmshorns Containerdorf von anderen. „Wir nehmen mehr Geld in die Hand, schaffen damit ein neues Wohnquartier“, sagen Hatje und 1. Stadtrat Dirk Moritz.

Stadt will Wohnungsmarkt nicht zusätzlich belasten

Schon im ganzen Jahr 2023 hat die Stadt Elmshorn keine zusätzlichen Wohnungen mehr angemietet, um den knappen Markt nicht weiter zu belasten. Stattdessen kommt jetzt ein Containerdorf. 

Hintergrund sind die Flüchtlingszahlen. Von 2017 bis 2021 nahm die Krückaustadt im Jahresschnitt 70 bis 80 Personen auf. 2022 schnellte die Zahl wegen des russischen Angriffs auf die Ukraine auf 652 hoch, darunter 580 Menschen aus der Ukraine. 2023 suchten 256 Geflüchtete in Elmshorn Schutz. Für 2024 geht Elmshorns Verwaltung nach Gesprächen mit dem Kreis Pinneberg aufgrund der vielen Krisen in der Welt von etwa 400 Personen aus. 

Mit dem Containerdorf zündet die Stadt jetzt die dritte Stufe der Unterbringung Geflüchteter. Möglich, dass es dabei nicht bleibt. Vorbereitet werde im Hintergrund auch die vierte Stufe, die Nutzung von Sporthallen, teilte 1. Stadtrat Dirk Moritz im Pressegespräch mit: „Wir müssen auf alles vorbereitet sein.“

Für die Errichtung des Containerdorfs hatte die Stadt ein Interessenbekundungsverfahren gestartet, eine öffentliche Ausschreibung. Das war Vorschrift, „doch wir wollten es auch transparent machen“, so Hatje. Gesucht wurde ein Grundstück mit Wohnanlage, mit ÖPNV und Nahversorger in der Nähe, Strom, Wasser und Internet. Gemeldet habe sich ein Bieter. Die Fläche auf der ehemaligen Krankenhaus-Erweiterungsfläche zwischen Wittenberger Straße und Agnes-Karl-Allee erfüllt alle Kriterien. 

Das Dorf für 128 Bewohner umfasst 114 Container. Errichtet wird es von einem Investor. Die Stadt tritt als Mieter auf. Die Anlage soll im Juli in Betrieb gehen und innerhalb von zwei Monaten voll belegt sein – ausschließlich mit Männern. Falls die Zahl Ankommender geringer ist, will die Stadt Geflüchtete, die derzeit in  anderen Räumen untergebracht sind, dorthin umsiedeln.

Die Sorge, dort könne eine Art Lager entstehen, wollen Hatje und Moritz künftigen Bewohnern wie Bürgern nehmen. „Es wird kein Containerdorf, wie man es kennt. Unser Wohngruppenmodell ist vermutlich einmalig in Deutschland“, so Hatje. Dabei würden auch hier nur die Mindeststandards angewandt. Das Konzept ist aber ein anderes.  

Jeweils sechs Container bilden eine Einheit. Jeder Bewohner erhält ein eigenes Zimmer. Jeweils zwei teilen sich sanitäre Anlagen. Jeweils vier eine Küche und einen Gemeinschaftsraum. Es gibt ein Basketball- und ein Fußballfeld. Für die Reinigung der WG-Räume sind die Bewohner selbst zuständig. Zwei städtische Quartiersmanager sind in einem eigenen Container vor Ort. Zusätzlich soll es Infos zu Integrationsmaßnahmen oder Freizeitangeboten in Elmshorn geben. Eine Security wird rund um die Uhr vor Ort sein, vor allem für die äußere Sicherheit, aber auch, um bei Bedarf drinnen Konflikte zu schlichten. Ein bepflanzter Wall oder ein Zaun sollen die Einrichtung umgeben. Das Containerdorf ist aber als offene Anlage konzipiert, Begegnungen sind ausdrücklich erwünscht. Deshalb sind auch Turniere geplant. In der zweiten April-Hälfte soll es einen Info-Abend für interessierte Bürger geben, möglicherweise auch weitere. Vor der Eröffnung wird es einen Tag der offenen Tür geben. 

Geplant sind Kosten bis zu 2,5 Millionen Euro im ersten Jahr. Danach deutlich weniger. Den weit überwiegenden Teil wird die Stadt aus Bundesmitteln zurückerstattet bekommen. Die Verträge sollen zunächst auf sechs Jahre geschlossen werden. In einigen Kommunen im Kreis Pinneberg, wie in Schenefeld, gibt es bereits Containerdörfer.  

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