Moin Jobfinder

Igelschutz: Nachtfahrverbot für Mähroboter im Gespräch

Drei Uetersener Fraktionen stellen Antrag

Im Wildtier- und Artenschutzzentrum in Klein Offenseth-Sparrieshoop werden pro Jahr etwa 50 Igel abgegeben, die von Mährobotern verstümmelt wurden. Leiter Christian Erdmann rechnet mit einer weitaus höheren Dunkelziffer an Opfern. (Foto: Kerstin Ellersdorfer, BUND Naturschutz in Bayern)

Kreis Pinneberg (jhf) Es sind Horrorbilder: Igel mit klaffenden Fleischwunden, die Beine ausgerissen, Schnauzen gekappt, Augen abgeschnitten. Immer wieder werden die stacheligen Tiere auf ihrer nächtlichen Pirsch von Mährobotern verstümmelt.

Pro Jahr 50 verletzte Igel im Wildtierzentrum

Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums in Klein Offenseth-Sparrieshoop, schätzt, dass bei ihm pro Jahr etwa 50 schwer verletzte Igel abgegeben werden, die nachts unter die Messer automatischer Rasenmäher gerieten. Dazu kommen viele verletzte Igel, deren Finder er am Telefon auffordert, die Opfer selbst zum Tierarzt zu bringen. Erdmann geht von einer hohen Dunkelziffer aus. Viele verstümmelte Igel würden sich verkriechen und unbemerkt sterben.

Verbotsantrag: eine Stunde vor Sonnenuntergang bis eine Stunde nach Sonnenaufgang

In Uetersen drängen die Fraktionen der Grünen, SPD und CDU deshalb auf ein Nachtfahrverbot für Mähroboter. Sie wollen am Donnerstag, 13. November, im Umweltausschuss eine zeitliche Einschränkung beantragen. Das Rathaus soll anordnen, dass die Mähroboter eine Stunde vor Sonnenuntergang ausgeschaltet werden müssen und erst eine Stunde nach Sonnenaufgang wieder eingeschaltet werden dürfen. Wer sich nicht daran hält, dem sollen Sanktionen drohen. Wenn der Antrag angenommen wird, wäre Uetersen die erste Kommune im Kreis Pinneberg mit einem Nachtfahrverbot für Mähroboter, sagt Roland Dilchert von der Naturschutz Initiative im Kreis Pinneberg. Ein ähnliches Verbot gilt bereits in anderen Städten in Deutschland. Die Sitzung im Rathaus beginnt um 19.30 Uhr. Erdmann und Dilchert wollen dabei als Sachverständige Fragen beantworten.

Igel steht auf roter Liste

Die Weltnaturschutzunion nahm den westeuropäischen Igel im Oktober auf die rote Liste der bedrohten Tierarzten auf und stufte ihn als „potenziell gefährdet“ ein. In Uetersen warnen die Fraktionen der Grünen, SPD und CDU: „Der Bestand der Igel ist drastisch zurückgegangen.“ Uetersen beschäftigt sich nicht als erste Kommune im Kreis Pinneberg mit dem Thema. In Pinneberg beantragten die Fraktionen der Grünen und Buntes Pinneberg bereits im Juni ein entsprechendes Verbot.

Stadt Pinneberg sieht Zuständigkeit beim Kreis

Allerdings geht die Pinneberger Verwaltung davon aus, dass sie solch eine Anordnung gar nicht aussprechen darf. Sie verweist auf das Bundesnaturschutzgesetz, das das Töten geschützter wildlebender Tierarten bereits untersagt. Zuständig für dessen Einhaltung sei die Untere Naturschutzbehörde des Kreises. Die Verwaltung kündigte daher in der Sitzung am 1. Oktober an, dass sie sich mit den Nachbargemeinden und dem Kreis über den möglichen Erlass einer Allgemeinverfügung austauschen will.

Nachtfahrverbot: In vielen Städten bereits gültig

Viele Städte verhängten bereits Nachtfahrverbote für Mähroboter. Dazu zählen nach Medienberichten unter anderem Hamburg, Köln, Bayreuth, Dortmund, Düsseldorf, Leipzig, Mainz, Halle und Magdeburg. Großstädte können die Anordungen aufgrund kürzere Dienstwege aber teils schneller umsetzen: In Köln erließ die Untere Naturschutzbehörde der Stadt die Allgemeinverfügung.

Schutz auch für andere nachtaktive Tiere nötig

Christian Erdmann, Leiter des Wildtier- und Artenschutzzentrums in Klein Offenseth-Sparrieshoop, setzt große Hoffnungen in ein entsprechendes Verbot: „Das wäre eine Riesenerleichterung für die Igelpflegestellen, aber vor allem für die Igel.“ Aber auch Kröten, Frösche und Molche seien nachtaktiv und gerieten immer wieder unter die Messer von Mährobotern.

„Selbst mähen hält gesund“

Roland Dilchert von der Naturschutz Initiative im Kreis Pinneberg rät dazu, den Rasen ganz herkömmlich zu mähen. „Ich brauche eine Stunde für den Rasen. Das ist Sport. Das ist gesund.“ Der BUND Naturschutz in Bayern e.V. empfiehlt, aus Rücksicht auf die Igel energiesparend zur Sense zu greifen oder einen naturnahen Garten anzulegen, in dem nur selten gemäht wird. Der Verein veröffentlichte übrigens kürzlich einen Podcast zum Thema Igel: www.bund-naturschutz.de/service/podcast

zu den aktuellen Ausgaben

Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass bei der Aktivierung des Magazins eine Verbindung zum Anbieter Yumpu aufgebaut wird und Daten übermittelt werden.

aktuelle Beilagen

Beim aktivieren des Elements werden Daten an Facebook übertragen.