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Uetersener will größtes Kurzfilmfestival gewinnen

Filmproduzent Gerrit Gronau und Team treten beim Internationalen Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand an

Am Set des Kurzfilms „Von der Flüchtigkeit des Geschmacks“ in Brandenburg: Annabell Wessel, eine der Hauptdarstellerinnnen, und der Uetersener Produzent Gerrit Gronau. (Foto: Sara Herrlander)

Szenenfoto aus dem Kurzfilm „Von der Flüchtigkeit des Geschmacks“: Großmutter Guiseppa (v. links, gespielt von Adriana Altaras), ihre Schwiegertochter Antonia (Anna Schumacher) und Enkelin Félie (Annabell Wessel) müssen verarbeiten, dass der Vater der Achtjährigen gestorben ist, und neu zueinander finden. (Foto: Sara Herrlander)

Uetersen (jhf) Filmproduzent Gerrit Gronau aus Uetersen erlebt zurzeit aufregende Tage. Gestern am 27. Januar 2023 reichte der 31-Jährige seine Abschlussarbeit im Studienfach Produktion an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam ein. Mit dem Nachtbus wollte er dann nach Frankreich zu dem Internationalen Kurzfilmfestival in Clermont-Ferrand fahren. Bei diesem bedeutensten Kurzfilm-Wettbewerb weltweit soll Gronaus Abschlussfilm „Von der Flüchtigkeit eines Geschmacks“ am Dienstag, 31. Januar, Weltpremiere feiern. „Das ist eine große Ehre und eine schöne Belohnung für die ganze Arbeit“, sagt er. Das 25 Minuten lange Werk wird in der Kategorie „Internationaler Wettbewerb“ gezeigt, deren Hauptpreis mit 5000 Euro dotiert ist.

Zielstrebiger Weg ins Filmgeschäft

Gerrit Gronau verfolgt seinen Weg in das Filmgeschäft zielstrebig. Seine ersten Amateurstreifen drehte er während seiner Schulzeit am Ludwig-Meyn-Gymnasium in Uetersen. Nach einer Ausbildung zum Kaufmann audiovisueller Medien bei der Hamburger Firma C-Films begann er sein Studium in Potsdam. Die Abschlussarbeit führte den 31-Jährigen zurück zu seinen Wurzeln. Er untersuchte die Zukunft von Kinos in deutschen Kleinstädten. Eine Online-Umfrage dazu streute er auch im Umfeld des Burg Kinos und des Beluga Kinos in Quickborn. Rund ein Drittel der etwa 1000 Teilnehmer kamen dadurch aus dem Kreis Pinneberg. Gronaus Fazit: „Kleinstadt-Kinos können Krise. Das Zuschauerinteresse ist nach wie vor da.“

"Von der Flüchtikgeit eines Geschmacks": Abschlussfilm von fünf Studierenden

Sein neuestes Werk ist zugleich der Abschlussfilm von weiteren vier Studierenden. Als Producer organisierte Gronau hinter den Kulissen die logistischen, juristischen und finanziellen Abläufe. Er beschreibt den Streifen als poetischen Familienfilm. Dieser wird Ende 2023 beim Rundfunk Berlin-Brandenburg und dann in der ARD-Mediathek zu sehen sein.

Filmdreh mit Fuchs, Tomaten und Herz

Der Kurzfilm „Von der Flüchtigkeit eines Geschmacks“ erzählt eine Geschichte von drei Generationen: Der Vater des achtjährigen Mädchens Félie (gespielt von Annabell Wessel) ist gestorben. Seither kämpft ihre Mutter Antonia (Anna Schumacher) allein für den Fortbestand des gemeinsamen Tomatengroßbetriebs. Durch den Verlust entfremden sich beide voneinander. Félie zieht sich zunehmend in ein altes Gewächshaus zurück. Großmutter Guiseppa (Adriana Altaras) versucht, ihre Schwiegertochter und Enkelin wieder zueinander zu führen.

Ein gutes Team

Gerrit Gronau aus Uetersen produzierte den Film. Seine Studienkollegin Eva Neidlinger schrieb das Drehbuch und führte Regie. Beide studieren im selben Jahrgang an der Filmuniversität Babelsberg. „Dieser Film ist bereits unser drittes Projekt als Team und wird sicherlich nicht das letzte sein. Wir ergänzen uns gut.“

Gerrit Gronau beschaffte großen Zuschuss

In der Vorbereitung sprachen Gronau und Neidlinger häufig über die Geschichte und deren Figuren. Er brachte sich dabei auch inhaltlich ein. Als Producer hielt der 31-Jährige aber vor allem die organisatorischen Fäden zusammen. Es gelang ihm, dass der Sender Rundfunk Berlin-Brandenburg (rbb) den Film als eines von vier Uni-Projekten bezuschusste. Damit verschaffte Gronau dem Projekt ein Budget von 18.000 Euro. Die Uni stellt für Abschlussfilme nur je 8.000 Euro bereit. Zudem engagierte er Schauspielerinnen, die auf Gagen verzichteten. Sonst hätte das Projekt bis zu 200.000 Euro gekostet.

Aufregender Dreh in Brandenburg

Gronau und Neidlinger suchten als Hauptschauplatz einen alten Garten in dem brandenburgischen Örtchen Wegendorf aus. Sie stellten ein mehr als 70-köpfiges Filmteam zusammen. Dazu gehörten ein Fuchs und Hühner. Die Produktion erforderte viel Improvisationstalent. Zuerst scheiterte der Plan, den Film im Sommer 2020 zu drehen, an der Pandemie. Beim zweiten Anlauf im Juni 2021 regnete es drei Tage fast ununterbrochen. Da die Handlung zu etwa 90 Prozent unter freiem Himmel spielt, fiel der Dreh ins Wasser. Gronau musste neue Zeiträume finden, an denen die Schauspieler, das Team und die Drehorte zur Verfügung standen. „Da wir ein Sommerfilm sind und auf einen grünen Garten und reife Tomaten angewiesen waren, war das Zeitfenster sehr eng.“

Produzent tritt als Komparse auf

Unglücklicherweise hatte mittlerweile ein Großteil des Teams keine Zeit mehr und musste ersetzt werden. Gronau schlüpfte in eine Komparsenrolle. Nach 14 Drehtagen bei bestem Wetter war das Material Ende August 2021 endlich im Kasten. Allerdings stand nun die Editorin nicht zur Verfügung. Fertig wurde der Titel im Juli 2022. „Es ist ein großer Erfolg, dass wir es trotz der Herausforderungen und Probleme geschafft haben, einen Film zu machen, auf den jedes einzelne Teammitglied stolz ist.“

"Eine gewisse Leichtigkeit"

Nun hofft Gronau, dass der Streifen die Festival-Jury überzeugt. Was das Werk aus seiner Sicht auszeichnet: „Ich wollte gern einen Film machen, der mit Verlust und Tod zwar ein schweres Thema aufgreift, aber trotzdem schön ist und eine gewisse Leichtigkeit behält.“ Das sei gelungen.

 

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